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Mittwoch, 12. April - Eine inspirierende Studienreise geht zu Ende

Mit vielen Informationen und neuen Eindrücken sind wir heute von unserer Studienreise "Von den Anderen lernen" aus Südtirol zurückgekehrt.

Wir waren – wie eine Teilnehmerin der Studienreise es formulierte – "eine gute Truppe." Wir haben uns gut verstanden und auch untereinander intensiv ausgetauscht. Und es gab viele Informationen, die wir miteinander austauschen konnten, waren in unserer Gruppe doch vier Bundesländer und unterschiedliche Perspektiven auf das Thema "Inklusion" vertreten. Das Spektrum reichte von dem Vater eines behinderten Jugendlichen aus Rheinland-Pfalz und der Schulassistentin dieses Jugendlichen bis hin zu dem Leiter einer Förderschule "Lernen und Sprache" in Niedersachsen, die auch den Einsatz von Förderlehrkräften in den allgemeinen Schulen koordiniert. Vertreten waren auch zwei leitende Mitarbeiterinnen des Martinsclubs, die für den Bildungsbereich sowie die Schulassistenzen zuständig sind, ein Team aus Hamburg, dass dort nach dem Konzept der integrierten Lerngruppe nach Ulrike Becker mit Schülern und einer Schülerin mit dem Förderschwerpunkt sozial-emotionale Entwicklung arbeitet, und ein leitender Mitarbeiter des IFD Bremen, der den Übergang von behinderten Menschen auf den ersten Arbeitsmarkt begleitet und Unterstützt.

Es waren also nicht nur Informationen und Anregungen aus Südtirol, mit denen wir uns beschäftigten, sondern auch solche aus Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz.

Wir wollen untereinander in Kontakt bleiben. Und es wird bald möglichst ein Nachtreffen geben, darüber waren wir uns schnell einig.

Was waren für mich die wichtigsten Eindrücke und Erfahrungen während dieser Studienreise?

  • Für das Gelingen der Inklusion sind alle in der Schule tätigen Personen, insbesondere auch die Lehrkräfte verantwortlich und nicht etwa nur die sonderpädagogischen Lehrkräfte als "Spezialistinnen" und "Spezialisten".
  • Kleinere Klassen, eine gute personelle Situation und Klassenräume mit einer angenehmen Atmosphäre sind eine wichtige Bedingung für gelingende Inklusion.
  • Es gibt kein Bildungsparadies, auch nicht in Südtirol, trotz der positiven Entwicklung der Integration seit 1977 gibt es auch dort Probleme und – wie uns gegenüber offen erklärt wurde – Defizite, so zum Beispiel im Förderschwerpunkt Hören oder Sehen.
  • Beeindruckend für mich war die Grundhaltung unserer Gesprächspartnerinnen und –partner, dass behinderte Schülerinnen und Schüler "einfach dazugehören" und deshalb in ihrem normalen sozialen Umfeld zur Schule gehen können sollen und Schulen dies gewährleisten müssen.
  • Das Beispiel der Integrierten Volkshochschule im Winschgau macht deutlich, dass es auch im ländlichen Raum möglich ist, gemeinsame Angebote für behinderte und nicht behinderte Menschen zu entwickeln.
  • Die Sozialgenossenschaften in Italien zeigen, dass die öffentliche Hand die Beschäftigung von behinderten Menschen auch durch ihre Auftragsvergabe fördern und sichern kann, indem zum Beispiel Südtirol fünf Prozent seiner Aufträge an Genossenschaften vergibt, die auf dem Arbeitsmarkt benachteiligte Personen mit regulären Arbeitsverträgen zu kollektivvertraglichen Arbeitsbedingungen beschäftigen.

Der nächste Schritt ist es nun, zu klären, ob und inwieweit die Konzepte und Erfahrungen aus Südtirol auf Deutschland und Bremen übertragen werden können. So ist es aus meiner Sicht denkbar, dass die Reinigung von Schulen an einen Integrationsbetrieb im Sinne des SGB IX vergeben wird, der zu 25 bis 50 Prozent auch schwerbehinderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit regulären Arbeitsverträgen beschäftigt.

Wie dieses Beispiel zeigt, war die Studienreise nach Südtirol inspirierend, und es gilt jetzt, die neu gewonnenen Erkenntnisse auf die Bedingungen hier in Bremen herunter zu brechen.